„Ugh, bitte keine Schnulzen!“
Hätte es einen Wettbewerb gegeben, wer beim Lesen von Lovestories am meisten die Augen verdrehen kann, ich hätte ihn gewonnen! Früher war ich so genervt von den Liebesgeschichten in Büchern. Ich wollte den Plot! Action, Fantasy, fliegende Dings und naja, ihr wisst schon. Alles außer diese Gefühlsduselei!
Aber, entweder war ich blockiert? Oder ich hab nach den falschen Geschichten gegriffen? Oder ich konnte mich nicht identifizieren. Oder: vielleicht war ich nur genervt davon, weil ich selbst nicht fähig war, eine logische (!) Liebesgeschichte zu schreiben!
Tja, das alles musste sich natürlich ändern, als ich den Vertrag für Jaad&Judy aka „Talking to the Moon“ unterschrieben hatte! Immerhin ging es in der ganzen Geschichte genau um das: LIEBE, LIEBE und noch mehr LIEBE!
Eine kleine Hilfe war es, dass ich diesmal eine Protagonistin hatte, mit der ich mich selbst identifizieren konnte, weshalb die emotionale Blockade schonmal weg war.
Aber trotzdem: In diesem Buch konnte ich nicht, wie in meinen Schubladenwerken einfach die Liebesgeschichte nebenbei so reinquetschen, ohne, dass sie sich organisch entwickelte. Nix da mit „Gefühle, bla, bla“, wie ich meine ungeplotteten, alten lovestories in meine Schubladenwerke reingequetscht hatte. Wir gehen das jetzt logisch an.
Mit logisch meine ich: Es muss einen Grund geben, warum die beiden sich gegenseitig wollen und brauchen, damit ich als Leserin und Autorin und als Person, die von Natur aus nicht so extrem romantisch veranlagt ist, das Ganze fühlen kann.
LOGIK also. Planung. System. Struktur!
Gott segne das Internet!
Denn ich fand eine Seite, die genau meine Probleme behandelte und mir auch noch eine gesamte Plotstruktur mitlieferte.
Ich will nicht länger um den heißen Brei reden.
1) The Meet Cute (equals Call to Adventure):
Die Protas treffen sich. Es ist aber von Anfang an klar, dass sie nicht zusammen sein können. Attraction + Conflict!
2) Rejection of the Relationship (equals Refusal of the Call):
Ein Charakter oder beide leugnen die Anziehung ODER es gibt äußere Umstände, warum es zwischen den beiden nichts werden kann. Wir erfahren die Gründe, warum deren potenzielle Beziehung unter einem schlechten Stern steht – bzw das Schicksal es nicht so will – aber gleichzeitig ist die Anziehung zwischen den beiden SO GROSS, auch wenn sie (oder nur eine Person) sich das vielleicht nicht eingestehen wollen.
3) Giving the relationship a chance (equals Acceptance of the Quest):
Kennen wir: aus irgendeinem Grund sind sie „gezwungen“ zusammenzuarbeiten. Klassisch: Ein Schulprojekt, ein „Nachsitzen“, ein Projekt auf der Arbeit, an dem man gemeinsam arbeiten MUSS oder einfach ein gemeinsames Ziel. Attraction + Conflict immer noch da!
4) Three Dates (equals Trials and Temptations):
Mein Lieblingsplotpunkt! Hier finden häufig ca. 3 Dates statt, die nicht per sé ein Rendesvouz sein müssen, sondern sich einfach als 3 „Treffen“ bzw encounters gestalten können, während derer sie durchaus ihre oben genannte Arbeit/Recherchen oder Ähnliches erledigen können, die aber eine etwas lockerere Atmosphäre bieten, in der die beiden Protas sich kennenlernen können und du die Chemie zwischen ihnen aufzeigen musst. Gleichzeitig ist da immer noch dieser eine „Grund“, warum sie eigentlich gar nicht zusammen sein können.
5) I need you but can’t have you (equals Midpoint Crisis):
Häufig gibt es hier den ersten Kuss oder eine andere erste Form der Intimität. Auf der Webseite mit der Plotstruktur steht zB ein erstes „I really like having you in my life“. Die Charaktere sind total auf einer Wellenlänge und kriegen eine Ahnung, ein Gefühl davon, wie ein Leben bzw eine Beziehung mit der anderen Person sein könnte. Wie ein kleines Fenster, das einen Blick in eine wunderschöne Zukunft gewährt, in der die beiden eine „meaningful relationship“ führen würden. ABER diese schöne Vorstellung wird schnell wieder zerschlagen: Eine der beiden Personen zieht sich meistens schlagartig zurück aus Angst vor der wachsenden Intimität (weil, eigentlich können sie ja gar nicht zusammen sein…) oder durch äußerliche Umstände.
6) Pulling back together (equals The Road back):
Aus irgendeinem Grund (eher ein externer) sind sie gezwungen zum Beispiel wieder zusammenzuarbeiten. Ich persönlich finde es gut, wenn diese Energy dann auch im Buch aufgearbeitet wird. Nachdem die beiden einen kleinen „Beziehungsdurchbruch“ hatten und dann wieder alles zerschlagen wurde, sitzen sie einander jetzt doch wieder so eng auf der Pelle. Ganz viel Tension kann hier reingebracht werden. Die Anziehung ist so stark wie noch nie und irgendwie sind sie sich jetzt auf eine andere Art nah. Häufig gibt es hier eine Art „Confession“. Zum Beispiel die größten Ängste. Sie zeigen sich einander verletzlich. Dadurch entsteht eine tiefe Verbindung zwischen den beiden.
7) The Fall:
Es ist um sie geschehen. Sie können es nicht mehr leugnen. Sie sind beide so hart in einander verknallt. Hier gibt es häufig eine weiteren Moment, in dem die beiden Zärtlichkeiten austauschen: „lovemaking i a way that is meaningful“. Auch wenn sie es vielleicht nicht vor einander zugeben, werden sie vor anderen zugeben, dass sie sich in die jeweils andere Person verliebt haben.
8) The Breakup (equals The Dark Moment):
Oh, Mann. So ein Mist. Warum muss nur immer alles schief gehen, wenn es gerade so perfekt ist? Diese Beziehung KANN einfach NICHT funktionieren (wir erinnern uns an den Konflikt vom Anfang, der hier eine Rolle spielen sollte). Die beiden bekommen von der Realität volle Kanne „auf die Fresse“. Sie gehen seperate Wege (meistens ist das ein Moment, wo das „Projekt“, an dem beide zB gearbeitet haben, eh gerade zu Ende geht). Jeder kehrt in sein eigenes kleines miserables Leben zurück – ohne die andere Person und versucht alleine weiterzumachen und wieder Glück und Freude am Leben zu finden. Aber, ähhh… Liebeskummer. 🙁
9) The Sacrifice:
Lieben wir. Mindestens eine Person der beiden muss die Entscheidung treffen, sich von ihren Ängsten zu lösen oder aufhören zu glauben, dass der äußere Umstand/Konflikt Grund genug ist dieser Beziehung im Wege zu stehen. Im Grunde genommen, muss einer der beiden (oder beide) erkennen, dass kein Problem/keine Angst/kein Konflikt stärker ist als das was sein könnte, wenn sie diese Probleme/Umstände überwinden.
10) The Declaration:
Liebesschwüre! Im Regen! Mitten auf dem Times Square. Nachts vor dem Fenster. Ganz still und intim. Auf jeden Fall sollten die beiden hier einander ihre Herzen schenken, auf welche Art auch immer. „The trust circle between them is complete.“
11) The Happily Ever After (equals The Denoument):
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute… bzw, da das wahrscheinlich kein Märchen ist, brauchen wir hier einen kleinen Ausblick: Die Liebenden haben es geschafft. Häufig gibt es auch noch eine Szene, in der Freunde und Familie anwesend sind, zB ein Fest o.Ä., wo die beiden eben als Couple auftreten und es so ganz offiziell machen. Sie sind endlich so richtig, richtig zusammen und die Stimmung kann bei einem Happy End dann hoffnungsvoll und euphorisch sein.
Wow, der heiße Brei war dann doch wohl etwas viel, aber ich hoffe leicht verdaulich. Mir hat diese Struktur zumindest MEGA geholfen beim Schreiben der Liebesgeschichte zwischen Jaad&Judy aka „Talking to the Moon“, die es übrigens ÜBERALL gerade in den Stores gibt!
Welche Strukturen nutzt ihr, um eure Romance zu planen?
Hier geht es zum originalen englischsprachigen Artikel: https://diymfa.com/writing/structure-romance-writing/